Vom Sänger, zum Lehrer, zum Coach
„Kluger Junge, ABER er kann sich nicht konzentrieren!“ Das war ein Satz, der mich durch meine ganze Schulzeit verfolgt hat. Selbst in „High School“, als klar war, dass ich irgendwas karrieremässig im Bereich Musik machen würde, haben die Musiklehrer das Gleiche gesagt. Gitarre, Saxophon, Klavier, Cello und Gesang waren alles Leidenschaften von mir, nicht unbedingt Wunderkind-artige Talente. Mir schien das irgendwie alles richtig, aber der Mangel an Karriere-Fokus hat manchen meiner Mentoren schier verrückt gemacht.
Später wurde mir klar, als Opernsänger könnte ich alle diese Leidenschaften (und noch viel mehr) zum Ausdruck bringen. Und so war es auch: Als Liebhaber, Krimineller, griechischer Gott, Bösewicht, Ritter, Edelmann, Krieger, Waschlappen, u.s.w. hatten alle meine Leidenschaften Ausdrucksraum.
Es war natürlich nicht genug NUR zu singen („Leider Gottes“ manchmal). Ich musste auch wissen, was dazu gehört: anatomisch, funktional, emotional, sensorisch, akustisch und neurologisch. Nach 20 Jahren wurde mir auch klar, dass hinter all dieser Neugier und angehäuftem Wissen eine bis dahin unbewusste pädagogische Eignung steckte. Von daher war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch mit Leidenschaft anfangen würde zu unterrichten. Als diese Eignung sich `rumgesprochen hatte, wurde ich engagiert auch die Lehre der Pädagogik zu unterrichten. Ich habe angefangen zu Lehren wie man Lehrt. Das war echt ein Abenteuer. Auf Englisch gibt es einen etwas fiesen Spruch: „Those who can, do. Those who can’t, teach. Those who can’t teach, teach teachers!“ (Die, die es machen können, tun‘s. Die, die es nicht machen können, unterrichten. Die, die nicht Unterrichten können, unterrichten Lehrer!) Ich stellte diesen Spruch ein Stück auf den Kopf. Ich konnte singen. Ich konnte Lehren und- zu meiner Überraschung- konnte ich auch Lehrer unterrichten. Also noch eine Leidenschaft.
In meinem privaten Unterricht gab es Schüler, die nach vier oder fünf Stunden sagten, sie interessierten sich nicht WIRKLICH für Gesang, ABER es würde so viel Spaß machen, dass sie trotzdem weiter machen wollten. Einer (der 15 Jahre Zen Mönch war) sagte, Singen sei für ihn wie vier Stunden Zazen. Erst dachte ich, dass die Leute nicht weg bleiben wollten, läge daran, dass ich einfach ein so toller Kerl sei. Nachdem der Größenwahn aber nachließ, wurde mir immer klarer, dass nicht nur Profi-Sänger die Lust und Erfüllung des Singens verspürten, sondern auch Laien. In dem Augenblick wurde mir bewusst, was so viele davor schon gesagt hatten: „Stimmbildung ist Menschenbildung.“ Diese Erkenntnis war für mich der Auslöser. Es folgten Ausbildungen in CranioSakral Arbeit, klassische-, humanistische-, und psychologische Astrologie, Systemisches Coaching (Familienstellen) und Neuro-Linguistisches-Programmieren (NLP).
Ich werde in zukünftigen Blogs mehr zu all diesen Modellen sagen und was sie mit Singen und Stimmausdruck zu tun haben. Das Bloggen fasziniert mich, weil es mir die Gelegenheit gibt, meine Leidenschaften unter einen Hut zu bringen.
Eine weitere Leidenschaft….
Evan Bornick Wiesbaden